Am Freitag Premiere der "Erlebnis
STATT Führungen" in Wetzlar Von Lampenfieber noch
keine Spur
18.08.2004
Von Simone Spengler
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Wetzlar. Ein Blick hinter die Kulissen bringt
Interessantes an den Tag. Wenn eine Kriminalbeamtin zu
Puderpinsel und Theaterschminke greift, Kinder mit
dreckigen Gesichtern durch die Wetzlarer Altstadt toben
und Krankenschwestern historische Kostüme schneidern,
dann kommt Johann Wolfgang Goethe zu Besuch nach Wetzlar.
Interessierte, belustigte und neugierige Blicke
ernteten die 30 Darsteller der Wetzlarer "Erlebnis
STATT Führungen", als sie bei den Kostümproben am
Wochenende das 18. und 19. Jahrhundert in Wetzlar wieder
aufleben ließen. Viele Wochen und Monate haben die 70
ehrenamtlichen Mitarbeiter auf den Tag der Premiere
hingearbeitet. Am Freitag ist es soweit - zwei Wochen
lang wird die Wetzlarer Altstadt zur Bühne.
Oliver Meyer-Ellendt, Regisseur und Autor des Stücks,
gefällt besonders die Arbeit mit den Laien vor und
hinter den Kulissen. Viele der Kinder und Erwachsenen
sind schon länger dabei, was die Arbeit mit den
engagierten Laienschauspielern zu etwas Besonderem macht.
Betritt man die Räume im Stadthaus am Dom eineinhalb
Stunden vor Probenbeginn, bemerkt man schnell, alle diese
Kinder und Erwachsenen haben sich schon vor langer Zeit
einen Virus eingefangen, den Theatervirus. Wie sie den
wieder loswerden können, darüber machen sich auch die
beiden Beleuchter Jörg Naumann und Horst Speitel keine
Gedanken. Der pensionierte Schreiner Speitel berichtet
von dem Full-Time-Job "Erlebnis STATT
Führung", mit leuchtenden Augen und einem
Schmunzeln. Sieben Stunden sind Katharina Trosz, Andrea
Ballatz und Bettina Janson damit beschäftigt, die
Laiendarsteller zu schminken und zu frisieren. "Wir
wollen keine Pusteln im Gesicht haben", erklären
die beiden Darstellerinnen der Magd Friederike, Claudia
Haas und Corinna Jung, lachend. Doch da kennen die drei
Maskenbildnerinnen kein Pardon. Nach 15 Minuten ist zu
den Pusteln im Gesicht noch ein schwarz gefärbter
Schneidezahn hinzugekommen. "Ohne historische
Genauigkeit und Authentizität brauchen wir gar nicht
anzufangen", da spricht die Kostümschneiderin Petra
Reddig für die gesamte Theatertruppe.
Zwar gab es zu Goethes Zeiten keine Brillen im heutigen
Sinne, doch die drei Boten tragen im Stück von
Meyer-Ellendt eine Brille. Das ist ein geschickter
Schachzug, weil einer der Darsteller ohne seine Brille
nicht auskommt. "Wenn alle drei eine Brille tragen,
fällt es weniger auf", verrät Reddig. Kurz vor 19
Uhr, fast alle Darsteller warten fertig geschminkt in
ihren Kostümen auf ihren Auftritt. Fragt man die
Schauspieler nach ihrem Befinden, antworten sie, ein
bisschen aufgeregt sonst wie immer. Paul Philipp Mack
spielt Albrecht, einen der elf Geschwister von Lotte.
Lampenfieber scheint Paul Philipp nicht zu kennen. Farah
Woditschka, die eine Nichte von Lotte in der letzten
Szene spielt, vertreibt sich die Zeit bis zu Probenbeginn
mit Lesen.
Nach den Proben um 22 Uhr herrscht ausgelassene Stimmung,
denn der Regisseur ist zufrieden. In der
Tourist-Information (Domplatz 8) gibt es noch Karten für
die Führungen am 22. und 31. August sowie für den 1.
September. Für die Termine am 21. und 28. August sind
noch Restkarten erhältlich. Weitere Informationen unter
(0 64 41) 9 93 38.
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